Später, am ersten Exkursionstag, trifft uns der abrupte Wechsel vom versteckten Atelier der Eva-Maria Schön zum riesigen Gropius Bau mit der umwerfenden Ausstellung von Rirkrit Tiravanja wie ein Blitz. Umwerfend denn, bei der Vielzahl der Räumlichkeiten im Obergeschoss, sind wir in der kurzen Zeit, die uns an diesem Nachmittag nur noch bleibt, ziemlich geflasht: unterschiedlichste wechselnde Themen, Installationen und Performances und und und …
Das Glück ist nicht immer lustig (Ausstellungstitel)
Während wir alle noch mehr oder weniger krampfhaft versuchen, den Namen des in Buenos Aires geborenen Künstlers in unsere Köpfe hinein zu hämmern, saugt uns das Ausstellungsgeschehen förmlich in sich hinein.
Ein kurzes Zitat aus dem Arbeitsblatt, das Christiane ten Hoevel für unsere Gruppe vorbereitet hat: „… Seine künstlerische Praxis lässt sich schwer eingrenzen. … Seine Werke laden das Publikum oft dazu ein, aktiv teilzunehmen, sie zu beleben und zu aktivieren, indem er die Menschen in gemeinsame Rituale Handlungen einbindet … .“
Gegen den Uhrzeiger Sinn beginne ich meinen Rundgang durch die Ausstellung. Gleich im ersten Raum treffe ich auf ein zeltartiges Gebilde. Das intensive Rot zieht mich regelrecht an. Innen ein winziger runder Tisch, Hockerchen, daneben ein simples Gestell, darauf Teetassen, Kännchen, Teesorten, Heißwasser. Mein Glück – doch es ist lustig – dass gerade zwei Besucher aus dem Zelt schlüpfen!
Ich ziehe Christiane, die ihren Weg durch die Ausstellung anscheinend wie ich begann, auf eine Tasse Tee hinein. Es dauert lediglich wenige Sekunden und wir sind im Gespräch, mit dem Pärchen, das am Tisch sitzen geblieben war. „Oh, how great … “
Es stellt sich heraus, daß die beiden aus Südkorea stammen. Was für ein Zufall, genau dort in Daegu stellt Freund Klaus Bode Kunst auf der Art Fair aus und hat vor ein paar Jahren sogar eine Dependance seiner Nürnberger Galerie eröffnet.
Wir vier tauschen Telefonnummern und sind sofort connected, das Piepsen unserer iPhones mit der Instagram Meldung, klingt wie eine zeitgemäße Bestätigung für die Ideen des Künstlers.
Schlagartig wird uns bewusst: Der Plan von Rirkrit Tiravanja ging schon mal voll auf: Multikultureller Austausch binnen kürzester Zeit, alltägliche Aktivitäten wie das Teetrinken, integriert in den Kunstkontext, Austausch in Echtzeit.
„Museale Konventionen in Frage stellen“
Um diese Show etwas detaillierter zu sehen, hätten wir Stunden benötigt. Außerdem wäre für mich bereits das Treffen im roten Tee-Zelt ausreichend gewesen. Es bleibt wenig Zeit danach, also haste ich durch die Räume. Meine Schnappschüsse erzählen ein wenig von der Vielfalt der Exponate, Medien und Formate.
Ziemlich erschöpft denke ich über Tiravanjas Satz nach: