Atelier PAS
Petra Annemarie Schleifenheimer

Ansbach

SOUVENIR oder DIE FÄDEN DER ERINNERUNG

Hauptstadt – mittelfränkisch

Egal wie weit unsere Fahrten an die Grenzen Frankens hin ausufern, diese Stadt gehört – qua status – in unser Projekt: Ansbach,Bezirkshauptstadt von Mittelfranken. Ich freue mich auf dieses Ziel, schließlich ist mir hier vieles vertraut.

Das Kunsthaus Reitbahn No. 3, der eindrucksvolle Ausstellungsraum des dort ansässigen Kunstvereins. Hier habe ich vor Jahren erste Schritte mit meinen Bildern in die Öffentlichkeit der Jahresausstellungen gewagt.

Die beiden Kirchen, St. Johannis und St. Gumbertus und, nicht zu vergessen, die barocke Orangerie, in deren markgräflichem Hofgarten manch heißer Konzert- und Sommerabend ausklang. Wie oft war ich dort während der Bachwochen am Zuhören und Schwitzen? Die ‚Bachwochen‘ nennen sich inzwischen ‚Internationale Bachfestspiele‘. Das Zuhören und Schwitzen ist geblieben –  für mich, in diesem Jahr, aus anderen Gründen.  

Malen Sie auch?

Das Zuhören begann, als der Regio noch im Hauptbahnhof Nürnberg stand. Wenn mir die Standardfrage „Was machen denn Sie da?“ gestellt wird, freut es mich jedesmal aufs Neue. Schließlich kann ich sofort von meinem aktuellen Kunstprojekt erzählen, von roten Fäden und den Verknüpfungen, die ich damit über ganz Franken ziehe. 

So hatte ich es mir vorgestellt, allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, daß sich bereits im Zug Richtung Ansbach, solch eine ausgiebige Unterhaltung entwickeln würde. 

Welches Material ich verarbeite? Eine naheliegende Frage. Was das denn für eine Art der Handarbeit sei?Nicht stricken, nicht häkeln? Eine spontane lockere Unterhaltung, die plötzlich von roten Fäden über die zu betreuenden Enkel hin zur Malerei führt. 

„Malen Sie auch?“ Ich bejahe. Aha, wir sind bei der Kunst angelangt! Was darauf folgt, klingt vielversprechend – der Ehemann der freundlichen Mitreisenden malt nämlich ebenfalls, insbesondere „… große Tiere, Drachen …“ allerdings  „hobbymäßig“ wie die Dame gleich wieder einschränkt. Aha, denke ich, vielleicht können wir den Künstler in Ansbach nachher noch in seinem Atelier besuchen? Bedauerlicherweise stellt sich auf meine Frage, ob das denn möglich wäre, heraus, das Atelier befindet sich nicht in Ansbach, sondern in Ingolstadt. Dort also, wo meine rote PET-Wolle herkommt. Wenn das keine Verknüpfungen sind? 

Frau Linienbus

Die Fahrt nach Ansbach vergeht wie im Flug, obwohl wir mit der Bahn unterwegs sind. Die gesprächige Dame pendelt regelmäßig von Ingolstadt Richtung Ansbach und bezeichnet sich selbst scherzhaft als ‚Frau Linienbus’, als sie vor uns aussteigt. 

Wir widerstehen dem spontanen Reiz, nach diesem ausgiebigen Wortwechsel, gleich mit dem nächsten Zug zurück nach Nürnberg zu fahren und trotten in die historische Innenstadt. Bei der Hitze wird die Tasche mit den roten Wollknäueln und meinem Textilobjekt schwerer und schwerer. Wir schleppen sie durch die Gassen, sind an südliche Orte erinnert: Kopfsteinpflaster, kein Windhauch, nur wenige Menschen unterwegs. Ein paar Radler, die eilig den Schatten einer Eisdiele aufsuchen. In der Auslage einer Buchhandlung zahllose Bücher über Franken. Wandern in Franken. Essen in Franken. Zeitgenössische Kunst in Franken? Nein, nicht wirklich. Noch nicht. In der Sonne döst ein Hund.