Jeder Faden hat ein Ende
Nach 62 Tagen und einer Reise quer durch ganz Franken, nähern wir uns dem Ende des Kunstprojekts SOUVENIR oder DIE FÄDEN DER ERINNERUNG. Fast zehn Kilo roter Recyclingwolle sind verarbeitet und und zu Souvenirs verknüpft. In den besuchten Orten entstanden einzelne Objekte, die jetzt in meinem Atelier parken. Hier nimmt auch die Skulptur Raum ein, die wir für die Finissage am 02. September vorbereiten. Letzte rote Wollfäden werden sorgsam verhäkelt.
Die Wand der Souvenirs
Inzwischen stellt sich mir die Frage: Wohin vorerst mit den roten Souvenirs? Sollte ich sie die bereits fertig ausgearbeitet sind, bietet schließlich die Wand im Atelier. Die Idee, wie wir sie am Ende der Jahresausstellung auf der Plassenburg in Kulmbach präsentieren, ploppt auf.
Jedes Objekt erhält einen Anhänger mit der Bitte, einen Platz für das Souvenir zu finden. Außerdem führt der QR Code direkt zum Projekt auf der Homepage und der freundlichen Aufforderung, Fotos vom Verbleib der Fadenobjekte einzusenden.
Die Burg. Das Labyrinth.
Obwohl die Touren der letzten Wochen spannend und abwechslungsreich waren, ist der Weg nach Kulmbach, heute am Tag der Finissage und, anschließend in der Plassenburg, nochmals von Hindernissen gesäumt. Zunächst ist die direkte Anfahrt gesperrt, die Umleitung führt über Bayreuth. Zeitverlust, nicht eingeplant.
Auf der Burg verlaufen wir uns im Labyrinth der Höfe, Gänge und Museumstrakte. Beladen mit den Taschen voller Souvenirs, irren wir von Stockwerk zu Stockwerk, entlang an historisch bestückten Vitrinen. Kein Mensch, der Auskunft geben kann. Zwei Besucher, ebenfalls ratlos, wo sie sich gerade befinden. Plötzlich stehen wir vor einem Drehkreuz: Ausgang ohne Eingang. Der nächste Hof, ein weiteres verschlossenes Tor, also zurück auf Anfang! Unser Kameramann übersieht ein paar Treppenstufen. Autsch – alles im Film festgehalten. Da, endlich die richtige Glastür und die Wendeltreppe hinauf zur großen Hofstube.
Wird es eine Rüstung?
In den Räumen, in denen in den letzten zwei Monaten die Bilder und Skulpturen der Jahresausstellung gezeigt wurden, stehen heute zusätzlich Stuhlreihen für den Literaturverein Kulmbach und die Gäste der Finissage. Perfekt. Hier ist der richtige Platz für die roten Souvenirs. Außerdem erwartet uns ein Podest für die Skulptur – wir benötigen es nicht. Die ‚Skulptur‘ wird erst in ein paar Minuten ihre endgültige Form annehmen.
Der white cube, in welchem während der gesamten Ausstellungszeit unsere Filme zu sehen waren, wird mein Ankleideraum. „Wie eine Ritterrüstung“ raunt bereits hinter mir jemand, als die letzten Fäden an meinem Rücken verknotet werden und das schwarz-rote Gebilde auf meinem Kopf gesetzt wird. „Jetzt müssen die Gäste nur noch die Fäden mit der Skulptur verknüpfen“ flüstert mir meine Assistentin schmunzelnd zu.
Das menschliche Souvenir
Anfänglich beobachten wir eine gewisse Ratlosigkeit, als die Gäste die roten Elemente vorfinden. Auf den Stühlen, an den Stühlen oder manchmal dazwischen. Da, wo gleich die zumeist humorvollen Gedanken zur Kunst vorgetragen werden sollen, breitet sich Heiterkeit aus und die ersten Gäste beginnen, die vorgefundenen Objekte an meinem Kostüm zu verknüpfen. Das menschliche Souvenir wächst, auch wenn es manchmal nur ein einziger roter Faden ist. Manche der Elemente werden auf den Arm genommen. Einer der Vortragenden wickelt es sich vor seiner launigen Ansprache um den Hals. Diese roten Erinnerungen werden nicht so schnell in Vergessenheit geraten, da bin ich mir sicher.
Bilder sagen mehr als Worte
Alle weiteren Souvenirs von der Finissage finden Sie hier