von Natalie Gutgesell
Textauszug aus: NOW / NEW / NEXT /
Katalog zur Jahresausstellung 2024 des Kunstvereins Coburg e. V., Seite 14
Splash? – Auf zu neuen Ufern?
V. Akt: Katastrophe
[…]
Letzte Kleidungsstücke und letzte Worte begleiten die Schritte der letzten Handlung – über die Pensionierung – hinaus. Und schon wieder entgleitet das Spiel des Lebens der Konzeption des Spieledesigners und geht über den Tellerrand des Spielbretts hinaus – wie am Anfang. Was der Mensch auch immer tut, oft denkt er schon an das Nächste, was noch zu tun ist. Was aber ist, wenn das Nächste das Letzte ist? Die Arbeit Letzte Worte von Petra Annemarie Schleifenheimer besteht aus einer Serie von Kopfkissen-Hüllen, die mit Sätzen und Satzfragmenten letzter Worte bedruckt sind, in die die Sprecher all ihre Hoffnungen und Wünsche legten. Die Künstlerin sammelte diese bedeutungsvollen Worte, die sie notierte und auf Kissenhüllen schrieb, die sie mit geschredderten Kontoauszügen füllte. Die Statussymbole im Spiel des Lebens sind am Ende gleichbedeutend mit dem Müll, der in die Tonne geworfen wird. Das amerikanische Konsumspiel, das vor allem in den 1980er Jahren unter Jugendlichen in Deutschland Beliebtheit genoss, hat nach dem Eintritt in das Rentenalter keine Antwort auf den Umgang mit dem Tod parat. Das letzte Hemd hat bekanntlich noch nie Taschen gehabt. Auch die geschredderten Kontoauszüge taugen nicht als Ausstopfmaterial des sanften Ruhekissens. Sie liegen überall in der Ausstellung verstreut, der Betrachter stolpert über die letzten Sätze Verstorbener und wundert sich darüber, was alles im Angesicht des Todes von unterschiedlichen Menschen geäußert wird.
Ein herzliches Dankeschön an Natalie Gutgesell, Vorsitzende des Kunstvereins Coburg e. V. und Autorin dieses Textes, für die freundliche Erlaubnis, diesen Abschnitt hier widerzugeben!