Tägliche Ankündigung in der Badischen Zeitung
Dem Sprung über die Landesgrenze hinaus hatte ich mit großer Spannung und Vorfreude entgegen gesehen. Und dass ich von der katholischen Universitätskirche Freiburg die Zusage bekam, meine Objekte dort – über den Zeitraum des OPEN ART Festivals hinaus – sogar zwei Wochen lang zu zeigen, machte fast jede Anstrengung im Vorfeld wett. Dass die Badische Zeitung die Ausstellung täglich ankündigte war dann noch eine große Freude, die meine Begeisterung für Freiburg weiter steigerte.
Damit konnte ich also meine dritte große Einzelausstellung innerhalb von 5 Jahren in dem wunderbaren, weiß strahlenden Kirchenraum präsentieren, der durch einige zeitgenössische Skulpturen akzentuiert wird. Mehr über diese besondere Kirche und ihre Geschichte ist zu finden auf der Website der Universitätskirche.
„Im Spiegel des Augenblicks“ – eine Überraschung für viele Besucher
Es ist wesentlich für mich, die Menschen kennen zu lernen, die sich für meine Kunst interessieren. Und so war ich an sieben von vierzehn Ausstellungstagen jeweils mehrere Stunden in der Kirche. Teils als stille Beobachterin, teils in intensive Gespräche verwickelt und manchmal hatte ich sogar ein paar Minuten Zeit, in der Kirche Skizzen zu machen.
Manche Besucher hatten Malereien erwartet. Andere konnten sich zunächst unter dem Titel gar nichts vorstellen und waren dann mehr als überrascht, dass die Bücher in den Bankreihen vor Ihnen nicht zum Gottesdienst gehörten, sondern die Ausstellung an sich waren.
Vertiefte Leser und schnelle Durchblätterer
In der Kirche traf ich dann auf die Theologie-Studentin, die mehrfach wiederkam und sich stundenlang durch einzelne Bücher las. Familien auf Wanderausflug, die, mit Rucksack bepackt, in der angenehm kühlen Kirche eine Verschnaufpause machten und in den unterschiedlichen Objekten stöberten. Die belesene Dame, der ich bei fast jedem meiner Kirchenbesuche begegnete, sie las systematisch Buch für Buch mit der Lupe und notierte sich manche Textpassage. Menschen aller Generationen. Mütter mit Töchtern, die sich gegenseitig ihre Spiegel-Entdeckungen zeigten. Pärchen, Arm in Arm in ein Buch versunken. Vertiefte Leser und schnelle Durchblätterer. Freiburger und Menschen von weit her: Bremen, Dresden, Niederlande, Österreich, Schweiz. Selbst asiatische Gäste lernte ich kennen.
Vom stillen Augenblick bis zum Selfie
So wie die Besucher meiner Ausstellung unterschiedlich waren, so fiel auch die Bandbreite der Kommentare aus. Von „Ey, das ist ja so cool …“ bis hin zu „Dieses Buch wollte ich schon immer mal lesen!“
Wobei mich die positiven Anmerkungen meiner Künstlerkollegen natürlich ganz besonders gefreut haben. Das i-Tüpfelchen waren zwei Mitglieder der Band ‚berge‘, die sich mit dem Blick in die Bücher und ihre Spiegel intensiv beschäftigten. Dabei entstand auch so manches Selfie, wie ich vergnügt bemerkte. An dieser Stelle möchte ich gleich noch mein herzliches DANKE für Euren Besuch und die Einladung zu Eurem Konzert am selben Abend einfügen.
Ein weiteres Danke geht an jene Dame, die jedes Jahr nach Freiburg kommt, um im Pensionsalter nochmal zu studieren. Ihr Bedauern, dass sie zu spät die Ausstellung entdeckt hatte und dass sie am Ende unseres Gespräch die Hoffnung äußerte, dass ‚Im Spiegel des Augenblicks‘ auch einmal in ihrer Stadt gezeigt wird, befeuerte sofort meinen Künstlergeist.
Welch ein Donnerwetter!
Am Nachmittag des 29. Mai machte ich mich mit meiner Objektkunst auf den Heimweg. Dabei hatte ich das Gefühl, dass die sintflutartigen Unwetter, die mich auf dem Großteil der Strecke begleiteten, ein ‚Donnerwetter von ganz oben‘ waren: Beim Verpacken meiner Objekte hatte ich nämlich festgestellt, dass fünf Bücher fehlen. Doch darüber in Kürze mehr.