Das war meine erste Reaktion, als wir in Linz vor dem magentafarbig strahlenden Lentos Museum standen. Ein Plakat wies auf die aktuelle Ausstellung der Künstlergruppe hin und die freundliche Dame an der Kasse lud, gerade eine Stunde vor der abendlichen Schließung, zu einer Kurzführung ein.
Ein Kosmos von Projekten eröffnet sich in Zeichnungen, Modellen, Dokumenten, Modellen und Schaustücken, die irgendwo zwischen Architektur, Kunst und Umwelt angesiedelt waren. Futuristisches damals, Utopisches manches heute noch. Progressive Wohnkonzepte, oft Lebenskonzepte. Klangtreppen, WolkenWohnungsIdeen. Phantasie. Grenzenlos.
Und da war er plötzlich.
Der Finger.
„Man sieht nur, was man weiß …“. Den Namen der Düsseldorfer Künstlergruppe hatte ich entweder nie vorher gehört oder längst wieder vergessen. Ich sah die Zeichnung des Projektes und war schlagartig zurück versetzt in das Jahr 1971, das Dürer Gedenkjahr. Mit dem großartigen Symposium urbanum kam auch die Finger Skulptur nach Nürnberg. Mit Ihrer Höhe von 12 Metern, ragte sie über das Knoblauchsland. Damals nahm ich an, sie sollte den Weg zum Flughafen markieren, aber sie wies genau in die andere Richtung, nach Süden. Nach Nürnberg. Ein Finger zeigt auf Nürnberg. Wegweiser zu Dürer oder zu dem, was hier, in meiner Geburtsstadt vor einigen Jahrzehnten abging, was niemand sehen wollte?
Der Finger hatte schlechte Überlebenschancen. Proteste, bösartige Kommentare, mehrfacher Vandalismus, ein Streit, der damals in Nürnberg heftig brodelte, das alles brachte den Finger damals zum Fall. Seine aufblasbare Kunststoffhaut wurde aufgeschlitzt, nur das Metallskelett überlebte.
Multimediale Erweckung und am Abend ein Bier
Während sich Bürger, Bürgerinnen und Gäste der Stadt wahrscheinlich als Erstes an die wunderbaren Ausstellungen mit Originalen von A.D. erinnern, so ist meine Erinnerung an dieses Jahr mit meinem allerersten Besuch einer Multimediahow verbunden. Die ‚Noricama’ zog mich damals voll in ihren Bann. Leinwände, die sich bewegten, auf einen zukamen. Riesige Bildformate, die auftauchten, dann wieder verschwanden. Diese neue Art des Sehens faszinierte mich, denn die Effekte beamten uns Zuschauerinnen in eine andere Dimension.
Heute, in Zeiten der Bilderflut, würde es nicht mal mehr erwähnt, damals war es eine Sensation: Die erste ‚Lichtbildshow‘, die von Computern gesteuert wurde. MEIN absolutes Highlight des Albrecht Dürer Jahrs. Am Abend ‚danach‘ ging’s – im selbstgenähten Minikleid – noch auf ein oder zwei Bier, auf ‚den Dürer’, in Nürnbergs gute Stube.
Vom Dürerplatz zurück zur Kulturhauptstadt 2009
Die Ausstellung der drei Künstler von Haus-Rucker-Co, ist noch bis zum 25.02.2024 im Lentos Kunstmuseum Linz, zu sehen. Eine Führung durch das gesamte Haus oder durch die einzelnen Ausstellungen kann ich jedem Besucher nur ans Herz legen.
Wer auf dem Weg, zum oder vom Museum, das sich in der Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz befindet, noch ein paar Schritte am Donau Ufer entlang gehen mag, wird durch noch mehr Kunst, dieses Mal im öffentlichen Raum, auf der Promenade belohnt: Großartige Skulpturen u.a. von Günther Uecker und Valie Export. Einige dieser Kunstwerke sind sogar dem großen Sohn der oberösterreichischen Hauptstadt, Anton Bruckner gewidmet. Er ist auch der Namensgeber eines der führenden europäischen Konzerthäuser in der Donaustadt.
Am Brucknerhaus schlendert man automatisch bei einem Spaziergang auf der Promenade vorbei. Das von finnischen Architekten 1974 erbaute Veranstaltungshaus ist nicht nur architektonisch sehenswert. Mit einem Konzert in dem berühmten Saal kann man einen Tag mit viel Augen- und Ohrenschmaus wunderbar abrunden. Bald sogar mit besonderen Highlights zum 200. Geburtstag des Komponisten, sowie zum 50. Geburtstag des Brucknerhauses. 2024 werden Weltklasse Dirigenten beim Internationalen Brucknerfest in der ehemaligen Europäischen Kulturhauptstadt erwartet.