Die Zeit war knapp
Meine Zeit in Freiburg war schon am Eröffnungswochenende des OPEN ART Festivals viel zu knapp. Schließlich wollte ich ja einen guten Teil davon an ‚meinem‘ Festspielort in der Universitätskirche anwesend sein. Trotzdem konnte ich einige der anderen Künstler und Künstlerinnen, die das Festival mit ihren Ideen und ihrer Kreativität zu einem so tollen Event nachten, persönlich kennen lernen.
Initiatorin mit flusigen Flausen
Da war zum Beispiel Eva-Maria Überhör, eine der Initiatorinnen des Festivals, mit ihrer ‚flusigen‘ Kunst. Ihre Arbeiten im historisch anmutenden Rundbogen-Schaufenster eines Wäschegeschäfts nahe des Münsters wechselte sie täglich. Das konnte einem durchaus ‚Flausen‘ in den Kopf setzen. Wer mehr erfahren will, klickt einfach mal rüber zu Eva-Maria Überhörs Website.
Gerhard Marquard: täglich frische Bilder
Sehr glücklich war ich über die Begegnungen mit Gerhard Marquard, der mir dann auch am Nachmittag seinen Gegenbesuch in der Universitätskirche abstattete. Der Künstler und Dozent war mir seit längerem unter dem Titel ‚Täglich frische Bilder‘ bekannt. Allerdings immer nur aus der Ferne. Seine Arbeitsweise fand ich richtig vorbildlich: Jeden Tag malt Gerhard seit dem Jahr 2011 ein neues Bild, ganz lässig, wie es mir scheint.
Und so richtig lässig und locker stand er dann auch mit seinem mobilen Atelier da, zwischen all den wohlgeformten Gipsabdrücken und antiken Statuen, in der Archäologischen Sammlung Freiburg. Auf ewig langen transparenten Folienbahnen arbeitete sich Gerhard in die Materie ein, daneben sein imponierend dickes Skizzenbuch, um für den Besucheransturm am nächsten Tag gewappnet zu sein. (Was ist denn aus dem Einband jetzt geworden, lieber Gerhard, hat er genügend Spuren bekommen?) Auf der Homepage von Gerhard Marquard illustrieren Video-Clips seine Vorgehensweise beim flotten Zeichnen der berühmten ‚Venus‘ mit dem Edding. Dort sieht man auch weitere Arbeiten, die während seiner Festivalteilnahme entstanden sind. Mein Geheimtipp: Die wunderschönen kleinen Originale von Gerhard sind ‚täglich frische‘ Geschenke. Man kann sogar die Bilder bestellen, die an einem bestimmten Tag entstanden sind.
„Bis die Kreide zu Ende ist.“
Wenn die Zeit auch schon zu Ende war, zumindest eine Performance wollte ich mir noch anschauen! Und da geriet ich an etwas wirklich Beeindruckendes. Es wirkte spielerisch leicht – wurde aber für den Künstler im wahrsten Sinne des Wortes Schritt für Schritt schwerer. ‚Performan‘ begann abends um 22:12 Uhr, eine Wegstrecke rückwärts gehend zurückzulegen. Start war am Black Forest Hostel. Zunächst sah es nach ‚fast nichts‘ aus, als da in der Dunkelheit jemand auf dem Gehsteig und später Straßen überquerend im gebückten Gang rückwärts ging. Dabei umrandete ‚Performan‘ jeden seiner Schritte mit weißer Kreide. Was für Außenstehende und Beobachter zunächst super leicht aussah, war schweißtreibende Arbeit. Ich habe es ausprobiert und eigenhändig ein paarmal meine roten Schuhe umrandet. Aber seht selbst:
Die Roten waren dabei!
Auf meine Frage, wie lange er denn vorhabe zu gehen, bekam ich von ‚Performan‘ die Antwort: „Bis die Kreide zu Ende ist.“ Ich hab ein Stückchen Kreide behalten, damit er schneller fertig wird. Trotzdem war ich beim Ende dieser meditativen Performance nicht mehr dabei.